… Die Erinnerung wachhalten…

„Wir sind nicht schuld an dem, was war… aber wir sind verantwortlich dafür, dass es nicht mehr geschieht.“

Mit diesen Worten fassten die SchülerInnen der Ida-Purper-Schule die Eindrücke ihres Besuches im Konzentrationslager Natzweiler-Struthof zusammen und zeigten nicht nur mit dieser Aussage, wie bedeutsam die Erfahrungen an diesem besonderen außerschulischen Lernort sein können.

An insgesamt drei Tagen setzten sich die SchülerInnen der Abschlussklassen (9c, 10a und 10b) intensiv und vielschichtig sowohl mit der deutsch-französischen Geschichte der letzten 150 Jahre als auch mit den Gräueltaten nationalsozialistischer Herrschaft auseinander. Dabei bildete der Besuch des KZs den Mittelpunkt dieser Studienfahrt.

Diese wurde von der Bürkle-Stiftung, dem Pädagogischen Landesinstitut Rheinland-Pfalz für schulische Gedenkarbeit und Zeitzeugenbegegnungen sowie dem Kirchenkreis Obere Nahe finanziell unterstützt und auch durch den Diakon und Jugendreferenten Wilfried Ulrich in Zusammenarbeit mit den KollegInnen der Ida-Purper-Schule inhaltlich vorbereitet und organisatorisch begleitet.

Angefangen mit der Vorbereitung in den Fächern Deutsch, Religion/Ethik, Sozialkunde und Geschichte startete die insgesamt aus 66 SchülerInnen bestehende Lerngruppe am 01.06.2022 mit dem Besuch des Mémorial d´Alsace in Schirmeck um anhand der schülerorientierten und sehr anschaulichen Ausstellung in die wechselvolle deutsch-französische Geschichte einzusteigen. Nach dem Bezug der Unterkunft im Naturfreundehaus „Le Hohwald“ stimmten sich die TeilnehmerInnen mithilfe des Spielfilms „Nackt unter Wölfen“ auch emotional auf den bevorstehenden Besuch des Konzentrationslagers ein.

Hier konnten sie in Begleitung ihrer LehrerInnen Heike Holtermann, Simone Hotz, Olga Klaus, Martin Kirsch, Michael Ozimek, Wilfried Kliebisch und der mitgereisten Sabine Thomas, die als zusätzliche Übersetzerin fungierte, hautnah und unmittelbar diesen besonderen Lernort erkunden und nachempfinden, wie menschliches Handeln und Leiden hier nach über 75 Jahren noch allgegenwärtig ist.

Respektvoll und einfühlsam begegneten die SchülerInnen den Zeugnissen dieses dunklen Kapitels der Geschichte und fassten am Abend ihre Eindrücke und Gedanken in individuell passender Weise zusammen. Ob in Gesprächen, Texten, Gedichten, Plakaten oder Bildern – jeder konnte in seiner eigenen Art das Erlebte reflektieren und verarbeiten, wobei die Lehrkräfte und Betreuer alle Fragen dazu geduldig und fachkundig beantworteten und die Jugendlichen in der Auseinandersetzung mit diesem aufwühlenden Thema auch emotional begleiteten.

Vor der Rückreise am 03.06.2022 besuchte die Reisegruppe die Synagoge in Schirmeck, die zwar nicht mehr als Gotteshaus genutzt wird, aber dennoch dank der Bemühungen eines aktiven Fördervereins vor Ort noch als Gedenk- und Begegnungsstätte dient. Mit insgesamt sechs Mitgliedern des Vereins empfingen Jaquis Ruch und Monsieur Roth die Besucher sehr herzlich und erinnerten sich an den letzten Besuch im Jahr 2019. Mit Begeisterung und sichtlicher Freude präsentierten sie die Synagoge und stellten deren Geschichte im Zusammenhang mit der jüdischen Gemeinde in Schirmeck lebendig dar und stellten immer wieder Verbindungen zu dem im Unterricht Gelernten und dem Besuch der Gedenkstätten vor Ort her.

Nicht nur angesichts der aktuellen politischen Situation wurde wiederholt deutlich, wie wichtig solche interkulturellen und internationalen Begegnungen sind. Die französischen Gastgeber zeigten sich berührt und dankbar darüber, dass eine deutsche Lerngruppe sich auf den Weg macht, um die Erinnerung an die Vergangenheit wach zu halten „gegen das Vergessen“.

Diese lebendigen und nachhaltig wirkenden Eindrücke am außerschulischen Lernort unterstreichen und bestätigen die Bedeutung dieser Form der Erinnerungskultur. Umso mehr freuten sich auch alle Beteiligten, dass diese Art geschichtlichen Lernens als fester Bestandteil des Schulprogramms nach fast drei Jahren wieder möglich war.

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